Wie IT und Marketing aneinander vorbeireden

Albert Manzinger

Von Albert Manzinger
 
Der Auftrag an die Marketing Experten lautet meist: sorgt dafür, dass Produkt A noch mehr verkauft und entwickelt ein entsprechendes Marketingkonzept. Nachdem oft nicht viel Zeit oder Platz bleibt, um die Botschaft zu verkünden, muss die Message auf den Punkt gebracht werden. Möglichst kurz und knackig.  Dabei wird sich gerne der Bildersprache bedient oder auch leicht bis maßlos übertrieben. Fast alles ist erlaubt, solange die Botschaft ankommt und ihr Ziel erreicht.
Keep it short and simple, lautet dabei oft die Devise.
 
Nachdem das eigene Handeln den ganzen Tag darauf ausgerichtet ist, kommuniziert man auch mit anderen, z.B. der IT Abteilung, nach dem gleichen Schema.
Warum auch nicht? Man ist ja erfolgreich mit dem was man tut. Ärgerlich ist nur, dass die Kollegen in der IT Abteilung nicht verstehen was man ihnen da so pointiert zuwirft. Dabei ist die Ansage doch so klar und auf den Punkt. Und es sind dort alle so, auch wenn mal ein neuer kommt, der ist mindestens genau so mühsam wie die alten. Dass das die Geschäftsleitung nicht merkt? Aber man wird bei passender Gelegenheit schon darauf aufmerksam machen….
 
Übertrieben? Nachdem ich diese oder so ähnliche Geschichten schon sehr oft in dem Zusammenhang gehört habe, glaube ich das nicht. Bei Marketing und IT treffen zwei Welten aufeinander und beide sprechen eine ganz spezielle Sprache. Eine Sprache, die der andere zwar zu verstehen glaubt, es aber an der genauen Interpretation scheitert und die Schuld daran, dann dem jeweils anderen zugewiesen wird.
 
In der IT können Sie mit kurz und knapp meist nichts anfangen. Sie müssen ein Projekt erst komplett erfassen, bevor man sich mit den Details beschäftigt.  Deshalb führt die Bildersprache oft in die Irre und Über- oder Untertreibung bedeutet „nicht präzise“.
Ist in einem Programm aber nur ein Komma falsch gesetzt, läuft es nicht oder stürzt ab. Oberstes Gebot ist deshalb: sicherstellen, dass alles ganz genau erfasst wurde, bevor man mit den weiteren Überlegungen anfängt. Dabei kann es vorkommen, dass man mehrere Personen befragen muss und sich nicht auf eine, z.B. den Marketingchef, verlassen kann. Das hat nichts mit Misstrauen zu tun, sondern damit, dass der manche Details einfach nicht kennt (kennen muss).
 
Beim Gegenüber kommt das oft als mühsam oder kompliziert an. Die verstehen einfach nicht was man will. Das Grafikprogramm läuft einfach nur zu langsam und muss beschleunigt werden, nichts weiter. Was soll da die ganze Fragerei? Das hält nur auf.
 
Der IT’ler muss aber herausfinden, ob es nur an der Hardware liegt, dass der Computer einfach zu langsam ist oder möglicherweise am Bediener, der das Programm umständlich bedient. Vielleicht liegt es auch an einer Schnittstelle an der die Daten erst konvertiert werden oder am Sender, weil der die Daten falsch formatiert schickt?  Ist es also ein Hard-, Software, Format- oder Benutzerproblem ? Abhängig von der Ursache ist die Fehlerbehebung zu betreiben.
 
Es kann aber auch eine Kombination verschiedener Komponenten sein, dann wird es noch aufwändiger zu einer Lösung zu kommen.
 
Besonders schwierig wird es, wenn die Ursache in der Prozesskette zu suchen ist und möglicherweise durch die Arbeitsabläufe in der Firma begründet liegt. Das ist inzwischen immer häufiger der Fall. Dann wird z.B. ein physischer Prozess durch einen digitalen ersetzt und das führt zu Änderungen in den Arbeitsabläufen der ganzen Firma. Solche Änderungen sind im Zuge der Digitalisierung unserer Gesellschaft eher die Regel als die Ausnahme. In Folge geht es nicht mehr nur noch um technische Änderungen, sondern auch um verhaltensbezogene und wie wir alle wissen, sind die oft noch schwieriger zu bewältigen wie die technischen.
 
In den Rasche Nachrichten 04/2015 habe ich einen Beitrag zu Business Engineering und Business Process Reengineering geschrieben. Bei beiden Vorhaben haben sie diese zwingende Vernetzung von digitalen und physischen Prozessen. Das ist die Grundlage für diese Veränderungsprozesse. Deshalb wird die gesamte Wirtschaft mehr und mehr damit konfrontiert. Das ist unaufhaltsam.
 
Daraus folgt, dass die Kollegen in der IT Abteilung nicht mehr nur noch dafür sorgen müssen, dass der PC läuft, sondern, dass die digitale Wertschöpfung strategisch in das Unternehmen Einzug findet. Sie brauchen diese Sparringspartner im Unternehmen um die Weiterentwicklung ihres Business richtig zu steuern. Sollten Sie in Ihrer Firma (noch) nicht die richtigen Ansprechpartner haben, suchen Sie sich extern welche…und bitten Sie Ihre Marketingprofi’s um Verständnis und Kooperation für die Vorgangsweise im Sinne der Realisierung von gemeinsamen Unternehmenszielen.
Es führt künftig kein Weg mehr daran vorbei….

Kommentare

Der Beitrag zeigt einmal mehr, welche Auswirkungen eine Organigrammkultur hat, wenn die Wertschöpfung von der Zusammenarbeit mehrerer Abteilungen abhängt. Nicht nur, dass sich Spezialisten in ihren Silos verschanzen, auch ihre Denkstrukturen und Begrifflichkeiten sind so unterschiedlich, dass es zwangsläufig nur noch babylonisch zugehen kann, wenn sie aufeinander treffen. Ein besseres Verstehen kann entstehen, wenn Projektkulturen die Organigrammkulturen ersetzen und teamübergreifende Arbeitsformen wie etwa teilautonome Arbeitsgruppen entstehen.
Walter Braun

Itler denken sehr exakt und das ist das Problem bei eher ungenauen Fragestellungen. Deswegen sind sie auch keine hilfreichen Ansprechpartner in Situationen, die nahelegen, dass sich was ändern muss aber noch nicht das Wie geklärt ist. So gesehen sind ITler die modernen Erbsenzähler. Wie kann man dann erwarten, dass der Digitalisierungszwang bei neuen Geschäftsmodellen von den IT-Spezialisten formuliert wird, wenn sie fünfe nicht grade sein lassen können. Nein! Veränderungen werden von kreativen Menschen eingeleitet und erst dann von Spezialisten unterstützt, wenn klar ist, wo die Reise hingeht.

Hallo Herr Sell, wer sagt den das alle IT'ler gleich sind und immer gleich bleiben? Die Rolle der Menschen in der IT ändert sich gerade rasend schnell. IT Grundversorgung und strategischer IT Bedarf driften dabei am meisten auseinander. Grundversorgung können Sie immer leichter outsourcen. Was sie brauchen sind Leute mit den richtigen Skills u.a. im strategischen IT Management. Da wächst der Bedarf aber gerade deutlich schneller als entsprechend ausgebildete Profi's zur Verfügung stehen. Das wird zu einem Problem in der Wirtschaft. Deshalb habe ich empfohlen, "Sollten Sie in Ihrer Firma (noch) nicht die richtigen Ansprechpartner haben, suchen Sie sich extern welche…"....sonst kommen Sie womöglich zu spät. Aber ihr Beitrag inspiriert mich gerade zu einem nächsten Blogeintrag. Darin werde ich mich damit beschäftigen, wer überhaupt den zukünftigen Bedarf formulieren sollte. Der Kreative alleine kann das meist kaum, weil er oft nicht weiß, was technisch möglich und sinnvoll ist.

 

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