Wie man Veränderungswünschen zur Realität verhilft

System Management

Von Walter Braun

Vermutlich klirrte die Silvesternacht zwar nicht vor Kälte, aber vor zahlreichen Veränderungswünschen. Eine weitere Vermutung: Angesichts des irrsinnigen Selbstoptimierungswahns einer zunehmend egofixierten Individualgesellschaft dürften die Veränderungswünsche mehr um die eigene Person kreisen als um gelingende Gemeinschaftswerte.

Etwas mehr Glück, etwas mehr Kultur, etwas mehr Gelassenheit, etwas mehr Karriere, etwas mehr ... . Gegen gute Vorsätze ist schließlich nichts einzuwenden! Doch wie jedes Jahr immer wieder zu erleben, bleibt es in der Regel bei den Silvester- und Neujahrswünschen für einen Neubeginn und damit beim Alten. Das Herbeiführen von Veränderungen ist schließlich keine leichte Übung. Auch wenn die tonnenweise Ratgeberliteratur dieses nach dem Muster „glaub an dich, du schaffst es“ vorgaukelt. Schon Thomas von Aquin wusste: Für Wunder muss man beten, für Veränderungen hart arbeiten. Wer nur aus einem inneren Impuls oder aus der Laune heraus für sich einen Neubeginn reklamiert, der wird es schwer haben. Er muss einen triftigen und begeisterungsfähigen Grund haben, Gewohnheiten ablegen, Ängste vorm Versagen überwinden, die vielen Gründe, beim Alten zu bleiben, beiseite schieben und ein bisschen über die Macht der inneren Bilder und Überzeugungen wissen.

Wer nun meint, das sei nur eine Frage von Disziplin und Wille, der wird schnell an seine Grenzen kommen. Willenskraft erlahmt schnell und taugt im Prinzip nur dafür, Anfangswiderstände zu überwinden. Die unbewussten Verhaltens- und Denkmuster sind es, die einem den Zugang zur Veränderung erleichtern oder versperren. Noch schwieriger wird es, wenn das Unbewusste immer wieder die vergeblichen Silvesterabsichten der letzten Jahre mit dem Etikett „gescheitert“ abruft. Was also tun, wenn man berechtigterweise sich in nächtlicher Sektlaune vornimmt, im neuen Jahr mehr für das eigene berufliche oder persönliche Fortkommen zu tun?

Schritt 1: Sinn und Spannung aufbauen

Handfeste Gründe für das Neue zusammentragen und nur solche Ziele zulassen, die direkt von einem beeinflusst werden können. Positive Phantasien und Gefühle entwickeln beim Gedanken, die Veränderungen bereits herbeigeführt zu haben. Ausmalen, mit welchen groben Schritten man das neue Ziel erreichen kann und wie man jeden einzelnen Schritt mit was belohnt, z. B. mit einem guten Essen oder eben mit einer bewusst erlebten Zufriedenheit etc. Den sofortigen Beginn als drängendenWunsch vor Augen führen und ihn dann auch realisieren.

 

Schritt 2: Kopfkino konkretisieren

Jeden einzelnen Schritt konkret ausmalen und sich vorstellen, was genau zu welchem Zeitpunkt wie geschieht. Also z. B. bei dem Wunsch, regelmäßig ins Theater zu gehen, sich ausmalen, an welchem Tag man wo das Theaterabo besorgt und wie man die Theatertermine realisiert etc. Wichtig ist bei diesem Kopfkino, für große und anspruchsvolle Ziele wie etwa das Rauchen aufgeben, sich kleinste zielführende Schritte ausmalen. Sich vorstellen, mit welchen Strategien man mögliche Widerstände, die einem der innere Schweinehund aus Bequemlichkeit oder Angst entgegensetzt, bewältigen wird. Auch die Überwindung des inneren Schweinehundes mit Zufriedenheitsgefühlen quittieren.

Durch Imagination und deren Kombination mit Gefühlen wird Energie für die Veränderung aufgebaut und das unbewusst agierende Gedächtnis mit den neuen Verhaltensweisen bereits vertraut, so dass sie dann, wenn sie im nächsten Schritt umgesetzt werden, bereits „neuronal“ bekannt und eingeübt sind.

 

Schritt 3: Aktion und Belohnung

Möglichst sofort beginnen, sobald der Entschluss zur Veränderung gefasst wurde. Jeden gelungenen einzelnen Schritt mit einem genussvollen Gefühl befeuern und jeden misslungenen Schritt in einer neuen Variation bzw. mit bereits in Schritt 2 vorgeplanter Alternativstrategie kontern.

So werden durch die Verbindung von Sinn, Wille, Lust und kleinen Teilschritten der innere Schweinehund, der ohnehin nur kurzfristig das Beste für einen will, die Angst vorm Versagen und die Macht der Gewohnheit zu unbedeutenden Statisten im Projekt „Veränderung“.

 

Ihnen allen ein gutes Gelingen in 2016 und einen kraftvollen Neubeginn für all das, was sie sich wünschen.

Kommentare

Ich bin jetzt seit elf Tagen alkoholabstinent und es fehlt mir kaum mein tägliches Glas Bier. Da mir das ein gutes Gefühl gibt, werde ich es wohl so beibehalten und mir das gute Gefühl auch gönnen, wenn mein Schweinhund sich meldet. Danke für den Tipp.

Gegen Selbstoptimierung ist doch nichts zu sagen, jedenfalls nichts, wenn sie zu einer begründeten und notwendigen Verbesserung der Lebensqualität führt. Es ist als kein "irrsinniger Wahn", wenn jemand seine körperlich Vitalität verbessert, um seine Cholesterin- und Blutzuckerwerte in den Griff zu bekommen. Interessant sind jedoch die Vorschläge, um seine Ziele erreichen zu können. Wie so oft ist der Spaß wichtiger als der Wille allein.

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