Von Walter Braun
Innovationskraft wird einer Forsastudie zufolge zu einer wichtigen Bestimmungsgröße des ökonomischen Erfolgs. Ernüchternd stellt Forsa aber auch fest, dass nur 4 % der befragten Führungskräfte ihr Unternehmen als innovativ bezeichnen.
Sicherlich, die Ergebnisse sind statistisch repräsentativ, drücken aber auch nur die subjektiv in Telefoninterviews gefühlte Einschätzung der Chefs aus. Das sollte aber nicht beruhigen oder gar entwarnen. Nein, es ist nicht nur gefühlt noch Luft nach oben. Und wie die entfacht werden kann, zeigen die vielen „Hidden Champions“ des deutschen Mittelstands. Neben wirtschaftspolitisch optimierten Instrumenten wie etwa Clusterbildung in eher ländlichen Regionen und kreativer Wachstumsfinanzierung sind deren Innovationsstärken insbesondere internen Merkmalen geschuldet.
Ideenreichtum, Risikoneigung, Schwarmintelligenz durch abteilungsübergreifendes Zusammenarbeiten, Kundennähe, Querdenken oder o. ä. sind Ergebnis von Führungs- und Kommunikationskultur. Natürlich sind diese Innovationstreiber jeweils betriebsspezifisch und nicht als generelle Blaupause für alle zu sehen. Sie bieten aber Orientierung gebende Impulse: Etwa zum
vorbehaltlosen Zusammenarbeiten von Spezialisten, Abteilungen und Gruppen,
gezielten Nutzen externen Wissens durch Kooperation mit Hochschule, Beratern, Instituten, Wettwerbern oder Fremdunternehmen
Akzeptieren ungewöhnlicher Ideen und eigenwilliger Denkstile
konstruktiven Umgang mit Fehlern und Zielabweichungen
hierarchiefreien Organisieren von Arbeit und Projekten
kreativen finanzieren von Wachstum.
Kooperative Arbeitsstrukturen und Entscheidungsbereitschaft entstehen jedoch nicht auf dem Papier, sondern sind von Menschen verursacht, die
ihre individuellen Ressourcen kennen, erweitern und selbstbewusst in die Arbeitssituation einbringen,
schwierige und komplexe Herausforderungen bereitwillig annehmen und trotz Unsicherheit handlungsfähig bleiben,
im Dialog mit Kolleginnen und Kollegen ihr eigenes Potenzial und das der anderen ausschöpfen,
unprätentiös sich als Fach- oder Führungskraft in den Betrieb einbringen und ihn gestalten wollen.
Narzissten, Psychopathen und Machthungrige passen in dieses Klima eher nicht, weil sie in der Regel ihr Ego pflegen und nicht das Wohl des Betriebs. Natürlich sind die geeigneten Mitarbeiter nicht einfach nur da oder eben nicht. Sie sind das Ergebnis sorgfältiger Auswahl und kontinuierlicher Entwicklung von Kompetenzen und Persönlichkeit. Der ökonomische und kulturelle Erfolg der innovationsstarken Betriebe sind die Folge von rasch anpassungsfähigen Strukturen, Programmen und Projekten mit nachvollziehbaren und sinnerzeugenden Strategien und Maßnahmen.
Kommentare
Vera Siegel
1. August 2014 - 14:28
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Innovation
Technische Innovationen gehören bei uns zum Business. Verantwortlich dafür sind Leiter Technik und Gf. Nach Bedarf werden noch Fachkräfte eingebunden. Das geht ziemlich unaufgeregt auch ohne eine spezielle Innovationskultur. Im Gegenteil: Alle anderen Mitarbeiter fühlen sich nicht von ihren Aufgaben abgelenkt ausgesprochen gut damit. Vielleicht ist aber bei Prozessinnovation notwendig, ziemlich viele zu beteiligen. Wo soll aber da die Grenze sein?
Herbert Lanz
3. August 2014 - 10:30
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Innovation
Ich erlebe immer wieder, dass dem Alten verfallene Chefs, kreative Ideen und Verbesserungsvorschläge sehr skeptisch gegenüber stehen. Sie scheuen das Risiko des Scheiterns und wollen rechenbare Vorteile sehen, die den Aufwand rechtfertigen. Die große Innovation ist daher eher selten. Viele kleine Verbesserungen tragen aber auch zum Fortschritt bei.
Rolf Heinen
5. August 2014 - 11:06
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Innovation
Neue oder verbesserte Produkte und Prozesse entstehen besonders dann, wenn eine Kultur des Vertrauens und des Wertschätzens besteht. Das IfW in Kiel stellte jüngst einen signifikanten Zusammenhang zwischen Innnovationsaktivitäten und Vertrauensarbeitszeit fest. Souveränität über die Arbeitszeit und den -ort fördert die Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Nicht Druck und Kontrolle!
Walter Weismann
5. August 2014 - 16:36
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Gesunder Druck
Innovation und Kultur hängen zusammen. Zweifelsfrei! Es hat aber noch keine Wohlfühlkultur Außergewöhnliches zustande gebracht. Ein gewisser Druk und Stress sind notwendig, um Höchstleistung zu bringen. Zu großen Leistungen ist man fähig, wenn einem Beine gemacht werden! Unsere Produktentwicklung stöhnt zwar über die sportlichen Gf-Vorgaben, hat aber am Ende ihrer Projekte i.d.R. sehr gute Ergebnisse erbracht.
Jürgen Vogel
14. August 2014 - 11:10
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Fachwissen
Nicht nur eine mutige Grundhaltung sondern schlicht auch hohes Praxis- und Fachwissen sind aus meiner Erfahrung notwendige Voraussetzungen für eine Erfinderkultur. Neulich meinte ein Mitarbeiter vom PM, dass zwar theoretisch versierte Hochschulabsolventen kein Problem sind zu finden, praktisch intelligente aber wohl. Hier müssen die Hochschulen noch mehr die Lücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft schließen. Wir machen mit einer Kooperation mit den Mechatronikern unserer FHDW gute Erfahrung.
JV
J. Schwarz
20. August 2014 - 16:51
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Innovationsbedingung
Wer nur nach engen Vorgaben und penibler Kontrolle arbeitet, wird kaum kreativ oder quer denken. Innovationsfähigkeit erfordert weite Handlungsspielräume. Starre Stellenbeschreibungen ersticken das Mitdenken der Leute.
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